WE WANT SEX

14.03.2014, 20.00 Uhr, Gasthaus Raabmühle

Eintritt frei!

Die Näherin Rita O’Grady führt ein normales, unspektakuläres Leben. Sie ist Ehefrau, Mutter und arbeitet in den Fordwerken von Dagenham. Doch dann steht sie unverhofft an der Spitze einer 187-köpfigen Belegschaft, muss die Frauen gegenüber Gewerkschaftsführern und Firmenbossen repräsentieren, obwohl sie über keinerlei politische Erfahrung verfügt. Einerseits schüchtern und unsicher, andererseits mit gesundem Menschenverstand und ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn ausgestattet, avanciert sie allmählich zur klassischen „Cole-Heldin“: Sie demonstriert ungeahnte Fähigkeiten und Talente, erfindet sich neu und bleibt dabei doch mit beiden Beinen auf dem Boden, bewahrt sich ihre unprätentiöse Natürlichkeit.

Ritas Weg von der unscheinbaren Arbeiterin zur Galionsfigur von Arbeitskampf und Emanzipationsbewegung steht im Zentrum der Ensemble-Geschichte. Wie alle Cole-Filme passt auch We Want Sex in kein Genre, sondern bietet eine Mischung aus leicht und schwer, hell und dunkel, ernst und komisch. Es geht um die Dynamik im Frauenteam – zu dem neben Rita noch die mütterliche Connie, die frivole Brenda und die niedliche Sandra zählen – um Konkurrenz, Solidarität und die frechen Sprüche, die im Minutentakt vom Stapel gelassen werden und deren Ziel nicht selten der Gewerkschaftsobmann Albert ist. Um unwahrscheinliche Allianzen, wenn Rita und Lisa, die Ehefrau des Fordchefs Peter Hopkins, überraschend an einem Strang ziehen. Und am Rande geht es auch um das Verhältnis der Geschlechter: Wenn das Land neue Frauen bekommt, dann braucht es auch neue Männer.

Ritas Gatte Eddie beispielsweise gibt sich durchaus Mühe, seine streikende Frau zu unterstützen. Doch je länger die Auseinandersetzung andauert, desto mehr kratzen Ritas Erfolge an seinem Selbstwertgefühl. Konkret und beiläufig zugleich illustriert Cole hier, wie sich etwas verändert in der Gesellschaft, wie Kräfteverhältnisse sich verschieben und eine neue Balance entsteht. Ein Prozess, der auch auf höchster Ebene gespiegelt wird: Auch Barbara Castle, die „feurige Rote“ im Kabinett Harold Wilsons, muss sich trotz ihrer sprichwörtlichen Resolutheit permanent gegen bornierte und chauvinistische Vertreter männlicher Herrlichkeit durchsetzen.

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